Die Unternehmerin zwischen Firma und Familie

Für Frauen ist der Spagat zwischen Karriere und Kindern oft nur unter großer Anstrengung zu bewältigen. Jeder verlangt nach ungeteilter Aufmerksamkeit: die Kunden, die Mitarbeiter, die Kinder und der Mann. Viele Frauen fühlen sich innerlich zerrissen, denn ganz egal wie sie ihre Zeit und Aufmerksamkeit auch verteilen, irgendwie scheinen immer alle zu kurz zu kommen. Dieses Problem kennen natürlich bis zu einem gewissen Grad alle berufstätigen Frauen, doch eine Unternehmerin ist einem noch größeren Druck ausgesetzt. Für sie ist es ungleich schwerer, geregelte Arbeitszeiten einzuhalten. Denn viele Kunden und auch einige kinderlose Angestellte haben kein Verständnis dafür, dass die Chefin rechtzeitig gehen muss, um den Kindern vor dem Zubettgehen noch eine Geschichte vorzulesen.

Im Kopf ist nie Feierabend
Selbst wenn sie es aber endlich bis nach Hause geschafft hat, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf die Familie richten kann. Denn auch abends bimmelt oft noch das Handy, wichtige E-Mails wollen beantwortet werden oder es muss noch etwas für den nächsten Tag vorbereitet werden. Und selbst wenn eigentlich Ruhe herrscht, und gerade einmal niemand etwas von ihr möchte, dreht sich das Kopfkarussell oft noch bis spät in die Nacht weiter.

Die Familie buhlt um Aufmerksamkeit
Insbesondere kleinere Kinder haben nur wenig Verständnis dafür, dass Mama ihnen auch nach dem langen Tag im Kindergarten noch immer nicht die volle Aufmerksamkeit schenken kann. Sie fordern nun vehement ungeteilte Aufmerksamkeit – notfalls auch durch extreme Lautstärke oder durch anderen Blödsinn. Wer schon einmal versucht hat, ein wichtiges Telefonat mit einem Geschäftspartner zu führen, während er gleichzeitig die Kinder aus dem Kindergarten abholt, weiß, wie aussichtslos dieses Unterfangen ist. Es ist nur schwer möglich, professionell und souverän zu wirken, wenn gleichzeitig die lieben Kleinen zum Auto bugsiert werden müssen. Meist ist es besser, den Anruf erst einmal zu ignorieren, und zu einem späteren Zeitpunkt zurückzurufen.

Zeitliche Flexibilität – ein Vorteil
Wer sein eigener Chef ist, kann sich die Zeit freier einteilen, was natürlich zunächst einmal ein Vorteil ist. Eine Unternehmerin muss niemandem Rechenschaft darüber ablegen, wenn sie sich mitten am Tag an einem Kindergartenprojekt ihres Sprösslings beteiligt. Auch wenn ein Anruf aus der Schule oder aus dem Kindergarten kommt, dass das Kind sofort abgeholt werden muss, da es Fieber hat oder bricht, muss sie ihre plötzliche Abwesenheit nicht erst beim Chef entschuldigen. Allerdings kommen solche Anrufe meist mitten in einem Projekt mit knapper Deadline oder während eines wichtigen Meetings. Für eine Unternehmerin mit Familie ist es daher besonders wichtig, sich mindestens eine Vertrauensperson im Unternehmen aufzubauen, an die in Notsituationen übergeben werden kann. Das Gleiche gilt natürlich für den Privatbereich.

Zeitliche Flexibilität – ein Nachteil
Doch die zeitliche Flexibilität hat nicht nur Vorteile. Wer ein Unternehmen führt, hat immer etwas zu tun, selbst wenn die eigentliche Arbeit getan ist. Neukunden müssen akquiriert werden, die Website muss überarbeitet werden, die Idee für die neuen Flyer muss noch ausgearbeitet werden, die Buchhaltung muss entweder selbst erledigt oder überwacht werden, es muss neue Technik angeschafft werden – und diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. All diese Aufgaben schwirren einer von ihrem Unternehmen begeisterten Chefin auch noch lange nach dem offiziellen Feierabend im Kopf umher. Hier muss unbedingt ein vernünftiges Maß gefunden werden, ansonsten steuert Frau früher oder später direkt auf ein Burn-out zu. Außerdem verpasst sie die schönsten Jahre mit ihren Kindern und ihre Ehe endet wahrscheinlich aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit für den Göttergatten irgendwann vor dem Scheidungsrichter.

Wer also Unternehmen und Familie unter einen Hut bringen möchte, muss beidem genügend Raum geben. Bis zu einem gewissen Grad können Mitarbeiter und Auftraggeber auch erzogen werden. Wer auch noch spät abends oder am Wochenende E-Mails beantwortet, muss sich nicht wundern, wenn die Auftraggeber sich irgendwann ganz selbstverständlich auch am Wochenende melden. Hier gilt es, Grenzen zu setzen! Vielleicht bleibt dadurch der eine oder andere (potenzielle) Auftraggeber weg, aber es ist sowieso nicht möglich, es jedem Recht zu machen. Und es gibt genug Auftraggeber, die das Privatleben und den Feierabend ihrer Geschäftspartner respektieren.

Zeit für die Kinder
Die Gründung eines Unternehmens kostet viel Energie, wodurch manchmal abends kaum noch Kraft für die Kinder und den Mann übrig ist. Gerade kleine Kinder können und wollen noch keine Rücksicht auf den Beruf der Eltern nehmen. Natürlich sollte den Kindern gegebenenfalls erklärt werden, dass Mama diese Woche besonders viel arbeiten wird, da sie einen großen Auftrag fertigstellen muss. Allerdings werden die Kinder wahrscheinlich nicht viel Verständnis dafür haben, da Kinder in ihrer eigenen Welt leben. Ist schon im Voraus abzusehen, dass eine ganz besonders stressige Woche bevorsteht, hilft es, für die Kinder etwas Schönes zu organisieren. Das schafft Zeit zum ungestörten Arbeiten ohne schlechtes Gewissen. Vielleicht kann ja der Papa mit den Kindern ins Schwimmbad gehen oder die Kinder übernachten bei einer Schulfreundin oder verbringen das Wochenende bei Oma.

Hilfe annehmen
Die Doppelbelastung als Unternehmerin und Mutter kostet viel Zeit und Kraft. Ohne Unterstützung ist das nicht zu bewältigen! Wenn die finanzielle Situation es erlaubt, sollte sowohl privat als auch im Unternehmen so viel Unterstützung wie möglich gesucht werden. Konzentration auf das Wesentliche ist der Schlüssel zum Erfolg. Die nebensächlichen Aufgaben sollten anderen Personen oder Dienstleistern überlassen werden. So bleibt der Unternehmerin mehr Zeit, sich ihren Kindern, ihrem Beruf und ihrem Mann zu widmen. Es wäre nämlich wirklich schade, die knapp bemessene Freizeit für den Hausputz zu nutzen. Die gemeinsame Zeit mit den Kindern ist wertvoll, das Haus kann hingegen auch eine Reinigungskraft auf Hochglanz bringen. Und im Unternehmen sollte sie sich lieber um den Auftrag eines guten Kunden kümmern, als die Buchhaltung selbst zu erledigen. Es müssen Prioritäten gesetzt werden, anders geht es nicht! Auch wenn der Gürtel finanziell etwas enger geschnallt werden muss, gibt es trotzdem Möglichkeiten, Dinge zu vereinfachen. Denn Perfektion auf Nebenschauplätzen ist unnötig! Das kostet nur wertvolle Zeit, die dann für wirklich wichtige Dinge fehlt.

Fazit
Die Doppelbelastung einer Unternehmerin mit Familie ist kein Spaziergang. Allerdings kann die Unternehmerin, Mutter und Frau auch jeden Tag aufs Neue stolz auf sich sein, schließlich ist sie all diesen unterschiedlichen Aufgaben gewachsen. Und was wäre die Alternative? Sie müsste sich zwischen Selbstständigkeit und Familie entscheiden! Doch sicherlich möchte sie weder ihre Familie noch ihre Rolle als Unternehmerin missen.

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